Wenn Applaus zum Schneesturm wird – Die traditionelle Weihnachtsrevue unserer Stiftungsförderschule

Es ist einer dieser Momente, in denen man schon beim Eintreten spürt: Hier passiert gleich etwas Besonderes. Die Turnhalle unserer Stiftungsförderschule „Friedrike zu Anhalt“ Bernburg – der ältesten Schule der Stiftung Evangelische Jugendhilfe – ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Rund 250 Gäste sind gekommen: Eltern, Verwandte, Familien, Kolleg*innen, Mitarbeitende aus anderen Fachbereichen der Stiftung, Kinder aus den Wohngruppen. So voll war es noch nie. Und so aufgeregt waren die Schüler*innen auch lange nicht mehr.
Warmklatschen, Schneesturm und Schlittenrennen
Ein Mitmach-Intro, das alle wachrüttelt
Bevor sich der Vorhang überhaupt hebt, holt Lehrer und Moderator Stephan Zinke das Publikum ab – und zwar wortwörtlich.
„Bitte einmal alle aufstehen und mitmachen!“
Was folgt, ist eine lautmalerische Reise: sanfter Applaus, ein aufziehender Schneesturm, trabend vorbeiziehende Rentiere – erst Linkskurve, dann Rechtskurve –, ein immer schneller werdendes Schlittenrennen, verlorene Geschenke.
Die Halle lebt, lacht, klatscht, rauscht. Das Eis ist gebrochen – und alle sind mittendrin.

Kleine Wichtel, großes Leuchten
Den offiziellen Start macht die Klasse 1 und 2 mit einer liebevoll erzählten Wichtelgeschichte. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin wird vorgelesen, gespielt, gestikuliert – kleine Schauspieleinlagen sorgen für Lächeln im Publikum. Am Ende geschieht etwas Schönes: Die Kinder verteilen kleine Lichter an die Gäste – Kerzenwichtel, die den Tag begleiten sollen. Ein stiller, berührender Moment.
„Jetzt darf der Stress draußen bleiben“
Schulleiterin Anja Hupe und Schulleiter Karsten Richter begrüßen das Publikum herzlich. Sie machen deutlich:
Die Weihnachtszeit darf beginnen – und der Stress darf gehen. Diese Aufführung läutet sie ein.
Alle Kinder waren aufgeregt, vielleicht sogar ein bisschen fürchterlich aufgeregt – und genau dafür gibt es erst einmal einen großen Applaus. Ihr Wunsch an alle Gäste: Gehen Sie mit dem Gedanken nach Hause, dass das Licht des Weihnachtswichtels Sie begleitet – und mit Ihnen weitergeht.
Ein besonderer Dank gilt allen Helfer*innen: Seit Schuljahresbeginn wurde gebastelt, geprobt, organisiert. Wie in jedem Jahr war die ganze Schule beteiligt: Manche standen auf der Bühne und verfluchten die Proben, andere stöhnten hinter den Kulissen, entwickelten Ideen, bastelten Dekorationen oder halfen später auf dem Weihnachtsmarkt.
Das Credo der Organisator*innen: Jeder ist wichtig. Jeder darf mitmachen. Jeder darf mitbestimmen. Jeder darf Verantwortung übernehmen. Wir sind ein Team – und ohne jede*n Einzelne*n würde es nicht funktionieren. Dafür ein riesengroßes Dankeschön.
Tanz, Gedichte und ein sehr eigenwilliges Radio
Weiter geht’s mit einem fröhlichen Tanz der Klasse 1 zum Lied „Guck mal die Geschenke da – schau, schau!“
Ein Schüler der Klasse 6 trägt anschließend das Gedicht „Der Weihnachtsbraten“ vor – und sorgt für erste Lacher.
Dann wird es turbulent: Die Klasse 6 präsentiert einen Weihnachtssketch der besonderen Art: Santa vs. Grinch – was passiert, wenn beide gleichzeitig Radio hören?
Der Grinch dreht Helge Schneider auf („Oma hängt am Gartenzaun“), Santa kontert mit „Leise rieselt der Schnee“.
Alle drängeln sich ans Radio, drehen ihre Lieblingslieder rein – bis sie sich am Ende doch in den Armen liegen und gemeinsam „Last Christmas“ im Remix hören.

Die Klassen 3 und 4 singen anschließend gemeinsam „Schneeflöckchen, Weißröckchen“, bevor die Klassen 5 und 6 mit heiteren, selbst ausgedachten Weihnachtsanekdoten aus dem Schulalltag für Schmunzeln sorgen.
Große Gefühle und starke Stimmen
Die Klasse 1 erobert die Bühne zurück – und singt: „Ich nehme dich bei der Hand, zeig dir das Märchenland“
erst auf Deutsch, dann auf Englisch, und schließlich sogar im Kanon. Begeisterter Applaus.
Jetzt gehören die Mikrofone den Klassen 8 und 9 „Küss mich, halt mich, lieb mich“ von Ella erfüllt die Halle. Eine Schülerin stimmt das Publikum anschließend gefühlvoll auf das diesjährige Weihnachtsmärchen ein.
Der große Höhepunkt
Der Hauptact des Tages beginnt: Das Theaterstück „Der Froschkönig und das Weihnachtswunderland“ – modern, witzig, lebensnah.
Mit Erzähler, Lehrkräften und Schüler*innen gemeinsam gespielt, beginnt die Geschichte im glitzernden Märchenwald zur Weihnachtszeit. Im Schloss bereitet sich der König auf das Fest vor – doch dann fällt der Prinzessin ihr Handy in den Brunnen. Ein grüner Frosch bietet Hilfe an – allerdings nur unter einer Bedingung: Er will ihr ständiger Begleiter sein.
Was folgt, ist eine moderne Märchenversion mit Handys, Alltagsgegenständen, pointierten Dialogen und viel Humor.
Am Ende wird aus dem Frosch ein Prinz – und aus Ablehnung Liebe.
Die Botschaft – Freundschaft und Liebe sind wichtiger als Likes und Aussehen. Zusammenhalt, Mut und das Halten von Versprechen zählen. Vielfalt ist selbstverständlich – jede*r darf so sein, wie er oder sie ist.

Ein Chor, ein Saal, ein Gefühl
Zum Schluss singen alle gemeinsam „Last Christmas“ – auf der Bühne und im Publikum. Die Halle wird zum Chor.
Organisatorin Stefanie Wodarczak richtet bewegende Worte an die Schüler*innen: „Ja, es lief nicht alles perfekt.
Es gab falsche Töne, vergessene Texte, zu schnelle Einsätze. Aber: Das Wichtigste war, gemeinsam Lösungen zu finden und etwas Großes zu schaffen.“
Sie erzählt von einem stressigen Moment bei einer Probe – und von einem Schüler, der sagte:
„Bleiben Sie ganz ruhig, wir schaffen das. Wir sind eine Schulaufführung – es muss nicht alles perfekt sein.“
Ein Satz, der zeigt: Auch Lehrer*innen lernen von ihren Schüler*innen. Und dass ihre Perspektiven unglaublich wertvoll sind.
Krippenspiel mit Bassbox
Zum Abschluss überrascht die Stiftungsfachschule mit einem Krippenspiel in Jugendsprache: Engel, Maria, Joseph und die drei Könige sprechen, wie junge Menschen heute sprechen – mit Beats, Humor und Tanz. Der Stern „flext“, die Könige reisen mit Bassbox nach Bethlehem, moderne Musik untermalt die Szene. Ein Halleluja – neu gedacht.
Feliz Navidad und ein Weihnachtsmarkt voller Wärme
Zu „Feliz Navidad“ ziehen schließlich alle gemeinsam auf den gemütlichen Weihnachtsmarkt der Schule:
Würstchengrill, Kinderpunsch, weihnachtliche Deko, Feuerschalen. Man steht zusammen, schunkelt, singt, lässt den Abend Revue passieren, lobt die Kinder, wünscht sich frohe Weihnachten.
Die heutigen Spenden fließen in neue Beleuchtung für zukünftige Aufführungen, damit die Bühne in der Turnhalle Jahr für Jahr ein Stück schöner wird.
Zum Abschied verteilen Schüler*innen eine Sonderausgabe der Schülerzeitung „Weihnachtsnachrichten“ – mit Geschichten, Gedichten, Rezepten, Interviews, Witzen und der schriftlichen Fassung des Theaterstücks.
Darin steht unter anderem:
„Bei uns lernen alle miteinander – und auch voneinander, egal ob groß oder klein. (…) Und denkt daran: Wer lacht, lernt doppelt so gern. Manchmal merkt man erst in der Weihnachtszeit, wie wertvoll es ist, ein Stück Kind in sich zu tragen.“
Ein Satz, der bleibt.
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Weitere InformationenÜber die Stiftungsförderschule „Friedrike zu Anhalt“ Bernburg
Die Stiftungsförderschule „Friedrike zu Anhalt“ Bernburg ist eine staatlich anerkannte Ersatzschule mit dem Förderschwerpunkt soziale und emotionale Entwicklung. Ziel ist es, den Schüler*innen Lernmotivation und Schulfähigkeit zurückzugeben, soziale Kompetenzen zu stärken und die Grundlage für eine mögliche Rückführung in die Regelschule zu schaffen. Alternativ können der Hauptschulabschluss oder der qualifizierte Hauptschulabschluss erreicht werden.








